St 2159, Ausbau östlich Gaisthal

Bedarfsgerechter Ausbau und Verbesserung der Straßencharakteristik, Beseitigung einer Ausbaulücke, Verbesserung der Erschließung der grenznahen Region, Verbesserung der Linienführung in Lage und Aufriss

Länge: 2,8 km

Kosten: 9,7 Mio. €

Projektstand: Fertiggestellt in 2022

Staatsstraße 2159: Auf alten Bahnwegen im Oberpfälzer Wald

Die Staatsstraße 2159 durchquert den Landkreis Schwandorf von der Anschlussstelle Schwarzenfeld (A 93) bis zum Grenzübergang Schwarzach im Nordosten des Landkreises und stellt eine wichtige regionale Ost-West-Verbindung dar.

Die Staatsstraße 2159 wird im gesamten Verlauf regelmäßig von der ehemaligen Bahnstrecke Nabburg – Schönsee begleitet und gequert. Der erste Personenzug befuhr die Strecke bis Oberviechtach bereits Mitte 1904, ehe der Bahnbetrieb 1913 auf der darauffolgenden Strecke bis Schönsee aufgenommen werden konnte. Seit 1976 wurde die Strecke allerdings sukzessive eingestellt und teilweise zurückgebaut. Nach der endgültigen Stilllegung der verbliebenen Mitte der 90er kann mittlerweile die gesamte Bahntrasse mit dem Rad befahren werden und ist Teil des Bayerisch-Böhmischen-Freundschaftsweges.

Blick von Schönsee in das Aschatal
Blick von Schönsee in das Aschatal © Luftbild Georgi

Im letzten Abschnitt dieser ehemaligen Bahntrasse verläuft die ST 2159 zwischen Gaisthal und Schönsee auf rund 2 km parallel durch das Aschatal. Während die davor- und dahinterliegenden Abschnitte bereits neuzeitlich ausgebaut werden konnten, wies der dazwischenliegende Abschnitt aufgrund der anspruchsvollen Topografie und beengter Verhältnisse eine unstetige und teils steile Streckencharakteristik auf. Der im Naturpark „Oberpfälzer Wald“ liegende Abschnitt durchquert hier eine „geologische Aufwölbungszone“ mit den beiden Naturdenkmälern „Hammerfels“ und „Lenkenhammerfels“. Zwei markante Felsformationen die bereits steile Einschnitte durch die ehemaligen Trassen aufwiesen.


bereits abgetragener Hammerfels
© Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach

Für die neue Straßentrasse standen somit nur begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die rund 2,7 km lange Ausbaustrecke sollte daher wo immer möglich dem bestehenden Fahrbahnverlauf folgen. Auch die Einbindung der alten Bahntrasse bot sich im beengten Talraum an. Die hierdurch entstehenden Lücken im Radwegenetz mussten fortan ebenfalls betrachtet werden. Auf dem ersten, rund 1 km langen Streckenabschnitt wurde der alte Verlauf der Staatsstraße 2159 weitgehend einbezogen.

Im weiteren Verlauf wurde dann auf die ehemalige Bahntrasse abgeschwenkt, um dieser über knapp 1,1 km zu folgen. Hierbei wurde auch der vorhandene Einschnitt im „Lenkenhammerfels“ in die Trassenplanung mit einbezogen. Auf den letzten, knapp 300 m erfolgt dann der Übergang von der ehemaligen Bahntrasse auf den bereits ausgebauten Bereich der Staatsstraße 2159 in Richtung Schönsee. Der verlegte Radweg wird ab dem alten Bahnübergang (siehe Abb. 1) für rund 400 m auf der alten Staatsstraße 2159 und anschließend straßenbegleitend durch den „Lenkenhammerfels“ geführt, um wieder an den bestehenden Radweg auf der alten Bahntrasse anzubinden. Als Straßenquerschnitt wurde aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein Regelquerschnitt RQ 9,5 gewählt. Somit konnten die Eingriffe in Natur und Landschaft im Vergleich zu einem größeren Regelquerschnitt reduziert werden. Innerhalb enger Kurvenbereiche wurde der Querschnitt um 0,5 m aufgeweitet, um einen sicheren Begegnungsverkehr gewährleisten zu können. Zur Kompensation der Eingriffe in Natur und Landschaft werden neben einer Vielzahl von Maßnahmen beispielsweise ein Wanderkorridor zum Erhalt und zur Sicherung der Lebensraumvernetzung wertgebender Arten (v. a. Kreuzotter, weitere Reptilien und Amphibien) sowie Kleintierdurchlässe angelegt.


Einbau Asphaltdeckenschicht Frühjahr 2022
© Drohnenbilder Weiden

Bereits 2019 wurde mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen. Nachdem im Winter die Rodungsarbeiten erfolgten, konnten ohne große Verkehrseinschränkungen die erforderliche Verlegung der Ascha durchgeführt und die neue Brücke über den Forellenbach fertiggestellt werden. Anfang 2021 begannen dann die umfangreichen und aufwändigen Hauptbaumaßnahmen unter Vollsperrung der Staatsstraße 2159 zwischen Gaisthal und Schönsee. Hierbei musste jedoch die Erreichbarkeit von Einzelanwesen und eines 50 Mitarbeiter zählenden Gewerbebetriebes dauerhaft sichergestellt werden. Neben dem regulären Straßenverkehr war außerdem eine adäquate Umleitungsstrecke für den Radverkehr einzurichten.

Für die anspruchsvollen Fels- und Erdarbeiten rückte das leistungsfähige, regionale Unternehmen mit schwerem Gerät an. Mit umfangreichen Lockerungssprengungen, 60-Tonnen-Bagger, mehreren Dumpern und vielen weiteren Großgeräten, wurde die Trasse zunehmend in den Fels „gesprengt“. Durch den anstehenden und in vielen Bereichen äußerst hartnäckige Gneis musste sogar die Herstellung der Rohrleitungsgräben mit Lockerungssprengungen vorbereitet werden. Die teilweise bis zu 30 m hohen, felsigen und steilen Einschnittsböschungen erforderten entsprechende Felssicherungsmaßnahmen. Für die Ausführung wurde hier ein österreichisches Spezialunternehmen beauftragt. Durch ein flächig und konturnah aufgelegtes, hochfestes Stahldrahtgeflecht in Verbindung mit Felsnägeln und sog. Spritzbetonknaggen, dies sind rückverankerte, bewehrte und drainierte Spritzbetonbereiche, wird zukünftig die Verkehrssicherheit auf der Staatsstraße und dem Radweg sichergestellt. Da die tatsächlichen Felsverhältnisse zumeist erst an der fertiggestellten Böschung zu erkennen waren, wurde der Umfang der Felssicherungsmaßnahmen wöchentlich mit der geologischen Baubegleitung vor Ort festgelegt.

Neue Böschung im "Lenkenhammerfels"
© Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach

Der ausgebaute Fels wurde mit Brechern vor Ort aufbereitet und als Frostschutz wieder in der Strecke eingebaut. Somit konnte der Bedarf von rund 20.000 m³ Frostschutzmaterial komplett aus der Maßnahme gewonnen werden. Die auf der Seitenablagerung verbleibenden Überschussmassen wurden als Lebensraum für die Kreuzotter aufgewertet und somit sinnvoll in das Ausgleichskonzept integriert.


Blick Richtung Süden
© Drohnenbilder Weiden

Bereits Ende 2021, nach nur 9 Monaten Bauzeit konnte die neue Staatsstraße 2159 zwischen Gaisthal und Schönsee für den Verkehr freigegeben werden. Restarbeiten und der Einbau der Asphaltdeckschicht wurden Anfang 2022 unter dreiwöchiger Vollsperrung abgeschlossen. Insgesamt eine fordernde aber für alle Beteiligten äußerst interessante Baumaßnahme, die von Autofahrern und Radfahrern nun gleichermaßen bewundert werden kann.

Bildergalerie