Basilika Waldsassen

Waldsassen

Im Rahmen der Staatlichen Baupflicht:
Statische Sicherung - Sanierung der Krypta - Restaurierung der Raumschale

Projektstand: im Bau

Kosten genehmigt: 6,5 Mio. €

Entwurf: Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach

Geschichtlicher Hintergrund

Waldsassen in der nördlichen Oberpfalz und nahe der Grenze zu Böhmen ist kultureller Mittelpunkt des „Stiftlandes“, das nach dem Kloster Waldsassen, dem „Stift“ Waldsassen, benannt ist. Einst umfasste der Grundbesitz dieses bedeutenden Zisterzienserklosters über 700 Quadratkilometer Fläche, einschließlich aller darauf befindlichen Siedlungen.

Gegründet wurde das Kloster um 1133 durch Diepold III. von Vohburg, dem damaligen Markgrafen des Nordgaus. 1803, knapp 100 Jahre nach Fertigstellung der neuen Kirche, erfolgte die Säkularisation des Klosters. Die Klostergebäude wurden für Wohn- und Gewerbezwecke genutzt. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche umgewandelt und diente weiterhin als Gotteshaus.

1863 errichtete das Zisterzienserinnenkloster Seligenthal eine Filiatur in Waldsassen und gründete eine Schule. Seit 1925 ist das Kloster wieder selbständige Abtei. Das Kloster, das nach wie vor eine Schule betreibt, hat in den letzten Jahren seine Gebäude grundlegend saniert, sich neue Tätigkeitsfelder erschlossen und es vor allem geschafft, ein zukunftsfähiger Ort für zisterziensisches Leben zu bleiben.

Baubeschreibung

Die Klosterkirche Waldsassen ist ein stattlicher Barockbau mit Doppelturmfassade von ca. 83 m Länge und 26 m Breite. Im Untergeschoss befindet sich eine Krypta, die nahezu die vollständige Grundfläche der Kirche umfasst. Die Kirche besteht aus einem Gewölbebau mit kreuzförmigem Grundriss. Der außergewöhnlich lange Chor an der Ostseite nimmt gut ein Drittel der Gesamtlänge des Baus ein. Den 3 Jochen des Langhauses, die sich an die Vierung nach Westen hin anschließen, sind auf der Nord- und Südseite jeweils 3 Seitenkapellen zugeordnet. Die Ausdehnung des Querhauses entspricht der Breite des Langhauses incl. der beidseitigen Seitenkapellen, so dass die Außenwände in einer Flucht liegen.

Staatliche Baupflicht

In Bayern gibt es rund 1.800 kirchliche Gebäude, für die eine staatliche Baupflicht besteht oder die im Eigentum des Landes stehen. Gut die Hälfte der Gebäude entfällt davon auf die Katholische Kirche. Für sie tritt das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus als Bauherr auf und bedient sich zur Erfüllung seiner Bauaufgaben der Staatlichen Bauverwaltung. Auf ministerieller Ebene werden die Bauaufgaben von der Obersten Baubehörde im Staatsministerium des Innern, auf der mittleren Ebene von den sieben Bezirksregierungen und auf der unteren Ebene von den Staatlichen Bauämtern wahrgenommen. In enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Kirchenstiftungen, dem Bischöflichen Baureferat  und mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege führt die staatliche Bauverwaltung Planung, Bauleitung und Bauunterhalt im Rahmen der staatlichen Baupflicht durch.

Im Rahmen der Säkularisation 1803 hatte der Staat in ganz Bayern Kirchengut enteignet und der Kirche somit auch Pfründe zum Unterhalt ihrer Gebäude entzogen. Um die Situation abzumildern, wurden sogenannte Baupflichtverträge zwischen Staat und Kirche geschlossen. Sie haben ihren Ursprung im 19. Jahrhundert und sind bis heute gültig. Die Verträge sind gebäudespezifisch und regeln, wann und in welchem Umfang der Staat den Unterhalt des kirchlichen Gebäudes übernimmt. Auch im Fall der Klosterkirche Waldsassen, die sich heute im Eigentum der Katholischen Kirchenstiftung Waldsassen befindet, obliegt dem Freistaat Bayern eine staatliche Baupflicht, die durch das Staatliche Bauamt Amberg- Sulzbach wahrgenommen wird. „Dach und Fach“ ist eine Kurzbezeichnung für den staatlichen Aufgabenteil und meint zusammenfassend die Konstruktion vom Dach bis zum Fundament mit dem Ziel der Erhaltung eines Kulturguts für die kirchliche Nutzung.

Restaurierungsgeschichte

Die jüngere Restaurierungsgeschichte der Basilika beginnt mit einer grundlegenden Gesamtsanierung in den Jahren 1954 bis 57. Für die aktuelle Restaurierung hatte sie die wohl größte Auswirkung im Vergleich zu allen vorhergehenden Maßnahmen: Bis in die 50er Jahre hinein blieb nämlich die bauzeitliche, farbige Fassung des Stucks der Raumschale erhalten. Aus Gründen, die sich heute nur noch schwer nachvollziehen lassen - möglicherweise Zeitgeist, anderes ästhetisches Empfinden, andere Wertigkeit einer Originalfassung oder andere Grundhaltung in der Denkmalpflege -, hatte man sich dazu entschlossen, die farbige Fassung durch eine differenzierte Weißfassung zu ersetzen.

Abgesehen von einzelnen Teilrestaurierungen ab 1976 bestand die nächste größere Maßnahme in der Instandsetzung der Außenschale der Kirche in den Jahren 1984 bis 1987. In den Jahren 1988 bis 95 wurde der Dachstuhl in seiner gesamten Konstruktion nachhaltig instandgesetzt.

Da sich die Bewegungen aus dem Dachstuhl ebenfalls ins Mauerwerk und in die Gurtbögen des Gewölbes übertragen hatten, kam es hier zu deutlichen Rissbildungen. Die Größe dieser statischen Risse war schließlich der Grund für weitergehende Untersuchungen am gesamten Stuck in den Jahren 2004 und 2005. Diese mündeten in die grundlegende Sanierung der Raumschale einschließlich Krypta und statischer Sicherungsmaßnahmen im Bereich der Außenwände seit 2013.

Der figürliche Stuck des Künstlers Giovanni Battista Carlone während der Restaurierungsarbeiten im Rechteckchor (2014)
Der figürliche Stuck des Künstlers Giovanni Battista Carlone während der Restaurierungsarbeiten im Rechteckchor (2014) © Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach

Im Rahmen der Sanierungen und Restaurierungen erfolgte schließlich in 2017 die Umsetzung der Neukonzeption des Volksaltarraumes. Im Vorfeld war hierzu ein künstlerisches Auswahlverfahren durch das Bischöfliche Baureferat der Diözese Regensburg und der zuständigen Kommission für kirchliche Kunst durchgeführt worden. Die Weihe des neuen Altares fand am 26. März 2017 durch den Bischof von Regensburg, Dr. Rudolf Voderholzer, statt.   

Die Gesamtprojektleitung aller Baumaßnahmen obliegt dem Staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach. Mit der restauratorischen Fachbauleitung bei der Instandsetzung der Raumschale war das Restauratorenteam von Harald Spitzner aus Bamberg beauftragt.

Rechteckchor mit Volksaltarinsel vom Hauptschiff
Rechteckchor mit Volksaltarinsel vom Hauptschiff © Uwe Gaasch Bamberg

Zusammenfassung und Ausblick

Der Abschluss der Sanierungsmaßnahmen für die Basilika Waldsassen in 2018 bedeutet nach intensiver Vorbereitung, nach umfangreichen Untersuchungen und einer detailliert ausgearbeiteten Konzeption im Rahmen der Staatlichen Baupflicht einen wichtigen Meilenstein zum Erhalt des Gotteshauses. Hier kommt der Freistaat Bayern seiner vertraglich geregelten Verpflichtung nach. 

Somit wird in diesem laufenden Jahr die Gesamtsanierung der Basilika in allen Bauabschnitten, angefangen beim Tragwerk, im Folgenden bei der Raumschale und letztendlich bei der Ausstattung, über 300 Jahre nach ihrer Einweihung abgeschlossen sein.

Krypta der Basilika von West nach Ost
Krypta der Basilika von West nach Ost © Klaus Schicker Bärnau